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Sensibilisierung hilft gegen Littering

Dank der intensiven Sensibilisierung der Bevölkerung und dem Ausbau der Sammelinfrastruktur konnte das Littering trotz Bevölkerungswachstum und steigendem Unterwegskonsum stabilisiert und sogar leicht reduziert werden. Ein Pfand wäre eine Bedrohung für diese Erfolgsgeschichte.

Seit 2007 engagiert sich die IG saubere Umwelt (IGSU) gemein­sam mit Bund, Städten, Gemein­den und Recyclingorganisationen erfolgreich gegen Littering. Mit Massnahmen wie dem Clean-Up-Day, Schulworkshops oder Raum­patenschaften ist es gelungen, das Littering trotz Bevölkerungs­wachstum, stärkerer Nutzung des öffentlichen Raums sowie steigendem Unterwegskonsum zu stabilisieren und sogar leicht zu reduzieren. Das zeigen die Umfragen der IGSU, die seit 2015 jährlich in Zusammenarbeit mit Dr. Ralph Hansmann, Dozent für Nachhaltigkeitswissenschaften an der ETH Zürich, durchgeführt werden. 

Jeder Meter zählt

Die Verpackung eines Konsum­guts wird zu Abfall, sobald das Konsumgut verbraucht ist. Da leere Getränkeverpackungen keinen Nutzen mehr haben, teilweise klebrig sind oder Rest­flüssigkeiten enthalten, möchten die Konsumenten sie möglichst schnell entsorgen. Die Distanz zur nächsten Entsorgungsmöglich­keit ist deshalb ein entscheidender Faktor, ob eine Getränkever­packung gelittert, in den Abfall geworfen oder korrekt rezykliert wird. Studien wie «Littering kos­tet» vom BAFU zeigen denn auch, dass Gegenstände, für die es Recyclingsysteme gibt, seltener gelittert werden

Sammelstellen helfen gegen Littering

Sammelstelle Bahnhof

Im öffentlichen Raum gibt es momentan nur für Getränkever­packungen und Papier (Zeitun­gen) Recyclingsysteme. Um das Littering zu bekämpfen, sollte vermehrt in den Ausbau der Sam­melinfrastruktur im öffentlichen Raum für den Unterwegskonsum und in den Aufbau von Sammel­systemen der bisher nicht sepa­rat gesammelten Gegenstände investiert werden, statt eine funktionierende Recyclinglösung durch ein neues System zu erset­zen. Dies haben beispielsweise auch die Städte Zürich, Bern und Morges erkannt und planen den Ausbau von solchen Sammel­stellen an belebten Plätzen und Haltestellen.

93 Prozent bleiben liegen

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt machen Zigarettenstummel, Take-Away-Verpackungen, Zeitungen und «Diverses» 87 Prozent des Litterings aus. Nur 13 Prozent stammen von Getränkeverpackungen, wobei die Hälfte davon Scherben, Deckel, Etiketten, Getränkekartons und weitere Gegenstände sind, die nicht gegen ein Pfand zurückgebracht werden könnten. Diese würden selbst mit einem Pfandsystem liegenbleiben. Mit einem Pfand könnte das Littering also im allerbesten Fall um 7 Prozent reduziert werden. Diese Tatsache spricht dafür, dass mit dem Pfand der Hebel am falschen Ort angesetzt würde.

Falscher Anreiz

Ein Pfand kann bei den Konsu­mentinnen und Konsumenten das Gefühl wecken, sie hätten sich von der Verantwortung «freige­kauft», ihre Getränkeverpackung korrekt entsorgen zu müssen. Es könnte sie dazu verleiten aus Komfortgründen auf die Rückfor­derung des Pfandbetrags zu ver­zichten und sich mit der Annahme zu trösten, dass die Verpackung von jemand anderem aufgesam­melt und in den Detailhandel zurückgebracht wird. Wird die heute bestehende Anti-Littering-Norm durch eine «jemand wird das schon aufsammeln»-Haltung ersetzt, kann dies zu einem generellen Anstieg des Litterings führen. 

Die Kombination aus Sensibilisie­rung, konsumentenfreundlicher Sammelinfrastruktur und Litte­ring-Bussen hat sich aus Sicht der Littering-Prävention bewährt. Die­ser Weg sollte aus Sicht der IGSU weitergegangen werden.

Quellen: